Tina Born
Es gibt wenige bis gar keine sichtbaren Verweise auf die Entstehungs- oder Nutzungsgeschichte des Gebäudes
an der Prenzlauer Promenade 149-152. Einzig die vier Fahnenmasten vor dem Haus und die Pförtnerlogen verweisen
auf eine mögliche administrative Nutzung in der Vergangenheit. In diesem Gebäude befanden sich bis 1991
sieben gesellschaftswissenschaftliche Institute der Akademie der Wissenschaften der DDR:
das Zentralinstitut für Geschichte, das Zentralinstitut für Literaturgeschichte, das Zentralinstitut für Sprachwissenschaft,
Zentralinstitut für Wirtschaftswissenschaften, das Institut für Allgemeine Geschichte, das Institut für Theorie,
Geschichte und Organisation der Wissenschaft, und das Institut für Wirtschaftsgeschichte.
Tina Borns ortsspezifische Installation, die sich hier über alle drei Pförtnerlogen des Ausstellungsprojekts STRouX
erstreckt, ist eine Hommage an drei Denkerinnen und Vorkämpferinnen:
Simone Weil, Maya Deren und Maria Reiche.
STRouX B Meditation on Violence
Maya Deren (1917 - 1961), Tänzerin, ethnologisch Forschende, Avantgarde-Regisseurin und Filmtheoretikerin.
Die bei STRouX präsentierte Installation mit dem Titel „Meditation on Violence“ bezieht sich auf den gleichnamigen
Kurzfilm Derens aus dem Jahr 1948. Darin experimentiert sie anhand von Bewegungsstudien des Kungfu und
Schwert-Shaolin mit nicht linearen Erzählstrukturen und hinterfragt psychologische Kausalitäten.
STRouX C Schwerkraft und Gnade
Simone Weil (1909 – 1943), Philosophin, Dozentin, Schriftstellerin, politische Aktivistin, Anarchistin und Mystikerin,
schreibt in ihrer 1947 unter dem Titel „Schwerkraft und Gnade“ erschienenen Textsammlung, einer Art Physik
des Daseins: “Alle natürlichen Bewegungen der Seele sind Gesetzen unterworfen, die denen der stofflichen
Schwerkraft entsprechen. Ausnahmen macht allein die Gnade.“
STRouX D 14° 41’ 40,6” S, 75° 6’ 51,2” W
In der peruanischen Nazcawüste befinden sich eine Vielzahl von riesigen Scharrzeichnungen (Geoglyphen),
die vermutlich zwischen 200 v. Chr. und 600 n. Chr. von Angehörigen der Paracas- und der Nazca-Kultur
angelegt wurden. Sie zeigen grafische Strukturen, viele Tierdarstellungen und ein rätselhaftes Handpaar
mit neun Fingern. Maria Reiche (1903 - 1998), ursprünglich Mathematikerin, widmete sich 40 Jahre lang
der systematischen Erforschung, Freilegung und Erhaltung der sogenannten Nazca-Linien.
Gefördert von der Stiftung Kunstfonds Bonn